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01.05.2024
Juttas Maibaum

Im Rheinland gibt es in der Osterzeit diesen schönen Brauch: In der Nacht zum ersten Mai ziehen junge Männer durch die Straßen und stellen Bäumchen vor die Häuser ihrer Verehrten. Junge Birken, geschmückt mit buntem Krepp. Dazu ein rotes Herz. Darauf steht: Jana, Lisa oder Eva.
Manche ist die Freundin, manche aber erwacht morgens und fragt sich, wie der Baum da vor die Tür kommt.
Eine fragt sich mit klopfendem Herzen, wer den Baum gestellt hat, einer anderen schwant Böses.
Zum Schmunzeln ist es, wenn man sieht, dass vor manchen Türen mehrere Bäume zu stehen gekommen sind.
Ein kleiner Maibaum hat mich besonders beeindruckt auf meinem Gang am Feiertag. Nicht so groß wie die anderen, mehr ein Birkenzweig, dafür besonders liebevoll geschmückt.
Auf dem roten Herzen steht Jutta.
Ich halte inne und stelle mir vor, was Jutta dazu sagen würde. Ihr Birkenzweig steckt tief in lockerer schwarzer Erde. Und kurz dahinter ein großer, hellgrauer Stein. Auch darauf steht ihr Name.
Jutta ist seit zwanzig Jahren tot. Und es ist immer noch jemand verliebt.
Juttas Maibaum geht mir nach und erinnert mich an ein Liebesgedicht aus der Bibel. Dort heißt es: Die Liebe ist stark wie der Tod.
Der Tod bringt Schmerzen über die Liebenden in dieser Welt. Aber in der Ewigkeit wird die Liebe den Tod überwinden. Und alle Liebe, die hier unerfüllt blieb, wird wachsen und blühen und Früchte tragen.

Das hofft
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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